Wort zum Sonntag, 05./06.03.2022
Nie wieder Krieg!?
Die Ereignisse haben sich in der letzten Woche nur so überschlagen. Ich verfolgte erst sprach- und fassungslos, die erste Kriegsmeldung im Fernsehen, dann wütend und traurig und bin nur noch tieferschüttert. Ich musste an meine Andacht zum Volkstrauertag 2018 in Hartenrod denken. Dort sagte ich damals: „In Europa ist der einzige hochgewaltsame Konflikt laut Konfliktbarometer nach wie vor der Krieg in der Donbas-Region zwischen von Russland unterstützten Rebellengruppen und der ukrainischen Regierung. Nie wieder [Krieg]!? Immer noch.“ Obwohl es bereits als hochgewaltsamer Konflikt galt, fühlte es sich für mich nicht an, als müsste ich mir Sorgen um einen Krieg machen – und nun vier Jahre später reden wir über Krieg.
In den Nachrichten wird ein kleines Mädchen in Kiew interviewt, die die Nacht in der U-Bahn Station mit ihrer Familie verbracht hat, weil es einen Bombenalarm gab. Sie erzählt davon und dass sie einen Platz neben einem süßen Hund gefunden haben. Dabei lächelt sie. Inmitten von Krieg, von Bombenalarmen, von Menschen, die Häuser verlassen und zerstörten Häusern, da sieht dieses kleinen Mädchen noch Schönheit. Ich war so berührt von den Worten des Kindes und gleichzeitig fühlte ich mich so machtlos. Was können wir tun angesichts solch einer Lage? Ich kann es Ihnen nicht sagen, aber ich sage gerne, was ich versuche. Ich bete, für das kleine Mädchen, alle Zivilisten, die Soldaten, überhaupt für alle Menschen, die unter Kriegen und Konflikten leiden. Ich teile in meinem Umfeld Aufrufe von Hilfsorganisationen, die Sachspenden, finanzielle Unterstützung oder Unterkunftsmöglichkeiten für Flüchtlinge aus der Ukraine suchen. Nach meinen Möglichkeiten gebe ich etwas dazu. Ich versuche mich vielfältig über die Situation in der Ukraine zu informieren und schaue genau, welche Quellen es zu den Informationen gibt. Andere gehe auf Friedens-Demonstrationen. Andere setzen sich in der Politik für Frieden ein. Haben Sie noch andere Ideen? Nie wieder – Das war der Ausruf eines Landes, das viele Schrecken sah, viel Gewalt, Angst und Hass kannte. Nie wieder? Vielleicht brauchen wir ein neues Leitwort: Immer wieder!
Immer wieder - aufstehen für den Frieden.
Immer wieder - einstehen für die Würde aller Menschen.
Immer wieder - aufeinander zugehen für eine offene Gesellschaft.
Immer wieder - sind wir dazu aufgerufen, uns für den Frieden stark zu machen.