Es lebe der Papst!
So schnell wie in gewöhnlichen Monarchien, verlief es in der katholischen Kirche bisher nicht. Sobald ein Papst verstarb, brauchte es erst ein Konklave, bis wieder gerufen werden konnte: „Viva il Papa - es lebe der Papst!“ Zwar hatte es 1294 schon einmal den Rücktritt eines Papstes gegeben, die jetzige Situation ist aber historisch einmalig. Der Nachfolger verabschiedet seinen Vorgänger, und es steht die Vermutung im Raum, dass dies nun zur Serie werden könnte.
Wie verändert sich dadurch das Papsttum insgesamt? Man spricht davon, es finde eine Desakralisierung statt. Ein Tabu sei gebrochen. Die Funktion des Papstes im Dienst an der Einheit stehe fortan im Vordergrund, der Primatsanspruch als Stellvertreter Christi auf Erden trete in den Hintergrund.
Tatsächlich erfahren wir in den Evangelien, dass Jesus dem Petrus einen Leitungsdienst überträgt. Der Auferstandene sagt zu dem Fischer Simon, der nun Petrus genannt wird: „Weide meine Schafe“ (Joh 21)! Nachdem Petrus nach Rom gelangt war und auch dort als Glaubenszeuge starb und begraben wurde, sahen sich die Leitfiguren der römischen Christenheit als seine Nachfolger. Mit den Jahrhunderten verfestigte sich die Vorstellung, dass damit die Stellvertretung Christi einherging. Werden nun Würde und Ansehen des Petrusdienstes reduziert, wenn ein Vorgänger noch friedlich koexistiert? Wir möchten dies verneinen, auch wenn Wortmeldungen eines emeritierten Papstes durchaus zu Irritationen führen können. Auf jeden Fall konnten Welt und Kirche eine neue Erfahrung sammeln. Der Rücktritt eines Papstes darf etwas Normales sein.
So geht auch für uns die Normalität weiter. An diesem Sonntag feiern wir das Fest der Taufe des Herrn. Seine Taufe markiert den Moment, in dem Jesus aktiv in die Öffentlichkeit tritt. Jesus war nicht der erste Papst. Seine Sendung kommt nicht aus einem Konklave, sondern in hörbarer und sichtbarer Weise aus der Stimme des Vaters und der Kraft des Heiligen Geistes, der in Gestalt einer Taube über ihm schwebt. Päpste sind Nachfolger des Petrus. Wenn sie „Stellvertreter Christi“ werden wollen, müssen Sie ebenso wie Jesus auf die Stimme des Vaters hören und vom Heiligen Geist erfüllt sein. Von solchen Menschen kann es nie genug geben - ob aktiv oder im Ruhestand!