„Es tut gut!“ Das darf ich als katholischer Pfarrer im Hinterland in diesen Tagen frei bekennen. Es tut gut, wenn ein evangelischer Amtsbruder per E-Mail gleich mehrmals zur Wahl des neuen Papstes Leo XIV. gratuliert. Es ist ermutigend zu sehen, wie groß das mediale Interesse ist und wie leicht man darüber mit den Mitmenschen ins Gespräch kommen kann. Freude und eine positive Grundeinstellung sind immer wieder ein schönes Gefühl. Ich kenne dieses Gefühl allerdings eher aus anderen Lebensbereichen. Ich weiß noch gut, welche zuversichtliche Erwartung ich damals vor der Fußballweltmeisterschaft 1990 hatte. Das wäre doch etwas: im Jahr der Deutschen Einheit auch noch Weltmeister werden. Ein Traum! Und der Traum wurde wahr.
Darf man so große Hoffnungen in eine Papstwahl legen? Die Schwerpunktsetzungen scheinen zu stimmen. Die Sehnsucht nach Frieden liegt obenauf. Der ruhige Ton, die wachsame Besonnenheit und die freundliche Ausstrahlung sind vielversprechend. Aber gibt es nicht auch eine große Gefahr? Bei hochfliegenden Hoffnungen ist die Möglichkeit der Enttäuschung riesengroß. Es gab auch nicht bei jeder Weltmeisterschaft im Fußball magische Nächte wie damals in Rom.
Aber jetzt ist es eben wieder Rom. Die Welt schaut in die Hauptstadt eines einstigen Imperiums, die heute nicht mehr wie noch zu Lebzeiten Jesu den ganzen Erdkreis dominiert. Wirtschaftliche und militärische Macht konzentrieren sich nicht in Rom. Ein bislang unbekannter Mensch, der seit etwas mehr als zwei Wochen im weißen Gewand erscheint, ist dennoch urplötzlich zum Hoffnungsträger geworden. Natürlich geht es dabei nicht um ihn alleine. Er symbolisiert vielmehr, was alle Christen in den unterschiedlichen Konfessionen zum Gelingen des Lebens auf dieser Welt beitragen möchten: Kommunikation, Vertrauen, Aufrichtigkeit, Glaube, Hoffnung und Liebe.
Ich bleibe dabei: Es tut gut. Es tut gut, dieses Interesse zu sehen. Es tut gut zu erleben, was die Menschen wirklich von der Kirche erwarten und dass sie es erwarten. Es tut gut zu spüren, dass wir eine große überkonfessionelle und sogar interreligiöse, ja weltweite Gemeinschaft bilden, wenn es darum geht in einer friedlichen, gerechten und dem Wohl aller Menschen dienenden Welt zu leben. Wenn es gelingen soll (machen wir uns nichts vor!), wird nicht ein einziger Papst Leo den Frieden bringen können. Es braucht eine Mannschaft aus Frauen und Männern von überall. Die vielen müssen sich zu dem einen Frieden verbinden. Dann wird es gut. Geb’s Gott!