Reisebericht Mystisches Indien
Mystisches Indien - zu Besuch in Pater Jobys Heimat
Nach langer Vorfreude ist es am 14. Oktober 2024 soweit, unsere Reise mit Pater Joby in sein Heimatland Indien kann beginnen. Wir sind eine Gruppe von 30 erwartungsfrohen Reisenden, größtenteils aus unserer Pfarrei St. Elisabeth an Lahn und Eder.
Kaum gelandet in New Delhi, Nordindien, sind wir trotz des Schlafmangels durch den Nachtflug bereits direkt nach der Ankunft auf Besichtigungstour durch Indiens Hauptstadt. Wir sind überrascht von den hohen Temperaturen, von der Farbenpracht Indiens, den leuchtend bunten Gewändern und Turbanen, den wunderschönen Saris, den bunten Blütenketten und dem üppigen Blütenschmuck in Tempeln und Kirchen. Überwältigt sind wir von der Offenheit und Herzlichkeit der Inder, mit der wir überall begrüßt werden. So erhalten wir jeder schon direkt am Flughafen vor dem Einsteigen in unseren Tourbus eine wunderschöne Kette aus frischen gelben Blumen umgelegt.
Und das wird sich wiederholen, in jedem Hotel, in jeder neuen Stadt werden wir mit ehrfürchtigem „Namaste“ und Geschenken begrüßt. Frische Blüten.- oder Muschelketten werden uns umgehängt. Ein Stirnzeichen wird uns aufgemalt oder ein schönes Tuch um die Schultern gelegt. Unglaublich, wir kommen aus dem Staunen nicht heraus.
Zunächst erkunden wir nun mit unserem netten, perfekt deutschsprechenden, Reiseführer Gaurav, die Sehenswürdigkeiten von Delhi, wir besuchen u.a. das antike höchste Minarett Qutab Minar aus dem 13 Jahrhundert, das India Gate und Raj Ghat: die Gedenkstätte für Mahatma Gandhi.
Gandhi, die große Seele und verehrter Vater Indiens, ist allgegenwärtig, sein Bild ist auf jedem Geldschein abgedruckt. An der Stelle, an der die schwarze schlichte Steinplatte liegt, wurde Gandhis Leichnam nach der Ermordung eingeäschert. Seine Asche wurde dann auf dem Fluss Ganges verstreut und somit in ganz Indien verteilt. Alles ist in der Art Ghandis schlicht und einfach gehalten. Die Liebe zu ihm wird in dem täglich neugelegten Blumenschmuck ausgedrückt.
Wir erkunden den schönen Lotus Tempel der Bahai, der tatsächlich wie eine Lotusblüte aussieht und offen zum Beten für alle Religionen ist. In den Sikh Tempel dürfen wir nur barfuß und mit Kopfbedeckung hinein, unsere Männer müssen Turban tragen.
Wir erleben wie Freiwillige im Tempel an hunderte geduldig wartende bedürftige Menschen Essen verteilen, ehrfurchtsvoll geben sie die selbst zubereiteten Speisen mit höflichen Verbeugungen auf die Teller der Armen. Alles erfolgt in Ruhe. Wir dürfen die Küche besichtigen und die Zubereitung der Mahlzeiten beobachten. Für jede Mahlzeit sind 30 Minuten eingeplant, danach kommt die bereits geduldig wartende folgende Gruppe dran. Wieder sind wir tief beeindruckt.
Die vielen Religionen darunter Hinduisten, Muslime, Christen, Bahai, Sikhs leben hier in Indien scheinbar friedlich und sich gegenseitig respektierend nebeneinander. Das ist vorbildlich und erstaunlich.
Sehr süß empfinden wir es, dass wir alle immer wieder von Indern gebeten werden, sich mit uns fotografieren zu dürfen - für die Inder sind wir irgendwie die Exoten. So legen wir den Arm um uns völlig unbekannte Kinder, Mütter, Väter und Omis und freuen uns mit den Indern über ihre Fotos.
Delhi ist quirlig, zum Stadtbild gehören die heiligen Kühe, die frei herumlaufen und immer Vorrang haben, Müllberge am Straßenrand, recht aufdringliche Händler und arme bettelnde Menschen. Vor allem ist Delhi voll, sehr voll.
Wir fragten uns vor der Reise, wo sind die 1,4 Milliarden Menschen in Indien oder die 33 Millionen allein in Delhi? Jetzt kennen wir die Antwort. Sie sind unterwegs auf der Straße. Auf dem Fahrrad, im Tuk Tuk, im Auto oder im Bus, auf dem überladenen LKW, dem Motorrad, oder zu Fuß. Es geht nichts mehr auf den Straßen, alles ist verstopft. Oft steht unser Bus eine Weile und dann geht es doch irgendwie wieder weiter. Eine kurze Distanz von 5 bis 10 km kann schon mal eine Stunde Fahrtzeit und mehr bedeuten. Man muss viel Geduld haben. Jeder fährt scheinbar wie er will, Motorräder quetschen sich von allen Seiten an Autos und Bussen vorbei, Tuk Tuks überholen von rechts, von links oder kommen uns plötzlich auf unserer Fahrbahn entgegen. Zusätzlich rennen Fußgänger in dem Chaos einfach über die Straße. Unglaublich, aber es klappt dann doch, sie sind sehr reaktionsschnell die Inder und Autofahren können sie. Wir Touristen sollten beim Überqueren der Straße sehr aufpassen und gar nicht auf die Idee kommen selbst zu fahren, es bremst niemand für uns.
Umso wichtiger ist das Morgengebet und der Segen mit dem wir unsere Busfahrten täglich beginnen.
Schockiert sind wir als wir zufällig direkt neben unserem sehr schönen 4 Sterne Hotel in Delhi eine Art Riesenmüllkippe sehen, auf der in kleinen Unterständen Menschen leben, ohne sanitäre Einrichtungen in katastrophalen Verhältnissen bei der Hitze. Das andere Gesicht Indiens.
Unser nächstes Highlight ist Jaipur, die rosa Stadt. Vorbei geht es am Palast der Winde zum Fort Amber, das wir jeweils zu zweit auf dem Rücken eines bunt geschmückten Elefanten reitend erklimmen. Ein fantastisches einmaliges Erlebnis. Oben angekommen bewundern wir die Aussicht und die wundervolle Pracht der Maharadscha Paläste. Unglaublich ist aber auch die Geschwindigkeit und Organisation der Händler und Fotoverkäufer, gerade noch reiten wir auf dem Elefanten an den knipsenden Fotografen vorbei und direkt oben bei der Ankunft bekommt jeder schon sein persönliches Fotoalbum zum Kauf angeboten. Wie sie das so schnell hinbekommen haben, ist uns ein Rätsel. Zurück hinunter zum Bus fahren wir mit dem Jeep.
Am nächsten Tag geht es weiter nach Agra, mit dem Sehnsuchtsziel Taj Mahal, einem der sieben Weltwunder. Direkt nach unserer Ankunft am Abend besuchen wir eine Operettenaufführung im Stil Bollywoods, die uns die Geschichte von Schah Jahan und seiner Frau Mumtaz Mahal aus der Mogulzeit des 17. Jahrhundert näherbringt. Sie stirbt bei der Geburt des 14. Kindes und er baut ihr daraufhin das Taj Mahal, das schönste Bauwerk als Mausoleum, damit die Welt sie und seine große Liebe zu ihr nie vergisst. Schon in der Nacht kann es eine kleine Gruppe von uns nicht erwarten und bricht mit zwei Taxis zu einem Besuch des Taj Mahal im Mondschein auf. Ein unvergesslicher Eindruck.
Am Morgen sehen wir es dann alle im Sonnenlicht, es ist wirklich wunderschön. Der weiße Marmor mit den eingelassenen Edelsteinen, die schlichten runden Kuppeln, die Minarette daneben, die Gärten und Wasserbecken davor. Harmonisch und schön, wie aus dem Märchenbuch. Wir können uns nicht sattsehen. Danach fahren wir zum ebenfalls interessanten und sehr imponierenden Fort Agra.
Zurück geht es nach Delhi, von wo wir mit dem Flugzeug starten und nach 3 Stunden in Cochin/ Kerala fast an der Südspitze Indiens landen. Kerala ist das Zentrum der christlichen Minderheit Indiens und laut Pater Joby wird der Landstrich von den Menschen hier „gods own country“ genannt. Gottes eigenes Land, weil es so schön ist. Hier ist vieles anders als im Norden. Tropischer Regenwald, Palmen, alles tiefgrün, nicht so hektisch wie im Norden, viel sauberer, viel entwickelter und kultivierter. Dies liegt, so sagt man uns, an der Arbeit der katholischen Priester und Orden. Zu jeder Kirche und zu jedem Kloster gehört eine Schule, wodurch der Alphabetisierungsgrad schon seit langem sehr hoch ist.
Nun geht es endlich in Pater Jobys Heimatort Thrissur und zu seiner Familie. Wir sind sehr gespannt.
Auf dem Weg dorthin stoppen wir an einem schönen Wasserfall mitten im grünen Regenwald. Viele Fotos werden gemacht aber nicht nur vom Wasserfall, sondern vor allem von den vielen Affen, die auf der Mauer davorsitzen.
In Thrissur angekommen begrüßt uns Pater Joby `s Familie in einem Restaurant. Dort hat sie für uns ein reichhaltiges, sehr schmackhaftes Mittagsbuffet bestellt. Wir sind tatsächlich alle von ihnen eingeladen. Vor dem Essen stellt uns Pater Joby in liebenswert lockerer Art aber auch voller Stolz seine Mama und jeden seiner Angehörigen vor. Auch der Provinzialobere seines Ordens ist heute extra angereist, um uns zu treffen. Zur Begrüßung hält er eine kleine Rede und schenkt jedem von uns einen Rosenkranz und ein Gebetbuch. Auch Peter Schwarz hält im Namen unserer Reisegruppe eine Rede an die Familie und den Oberen, um allen für den lieben Empfang und das gute Essen zu danken. Pater Joby soll in Malayalam, seine Muttersprache, übersetzen, was mehrmals zur Erheiterung führt, da Pater Joby, bescheiden wie er ist, sich weigert zu übersetzen, wann immer er in der Rede gelobt wird. Auch wir haben Geschenke mitgebracht. Einen Sari für Pater Joby`s Mutter, Süßigkeiten für die Kinder und etwas Geld für die Unkosten des Essens, was angesichts der Menge an Essen sicherlich viel zu wenig war.
Nach der Mahlzeit gehen wir zu Fuß zu Pater Jobys Elternhaus, wo die Familie schon wieder auf uns wartet und so viel vorbereitet hat. Wir werden ins hübsche Haus und den angrenzenden Garten zum Kaffeetrinken eingeladen. Alles ist so schön eingedeckt, es gibt runde Tische mit feinen Tischdecken, mit Stuhl Hussen und passendem Geschirr. Wie bei einer Hochzeit. Was haben sie sich für eine Mühe gemacht. Es gibt so viel selbstgebackenes Gebäck auf jedem Tisch. Zusätzlich reichen sie frische Waffeln, Bananen und andere Köstlichkeiten, obwohl wir doch gerade erst zu Mittag gegessen haben. Schön zu sehen, wie selbst die Kinder, also Pater Jobys Nichten und Neffen, fleißig helfen, uns zu umsorgen. Es sind fröhliche Stunden und wir genießen die Zeit bei Pater Jobys lieber Familie sehr. Zum Abschluss des Besuches machen wir ein Gruppenfoto und singen spontan ein Abschiedslied: „Viel Glück und viel Segen“, das scheinbar auch in Indien bekannt ist, denn einige Familienmitglieder summen mit.
Vor der Heimfahrt zeigt Pater Joby uns seine große Heimatkirche in der gerade Gottesdienst ist. Es ist Montag nachmittags 17 Uhr und die Kirche ist rappelvoll. Da kann man nur neidvoll staunen. Anschließend führt er uns auf den angrenzenden Friedhof zum Grab seines Vaters. Die Rückfahrt nach Cochin dauert etwa 2 Stunden. Was für ein Tag. Er ist auf jeden Fall der Höhepunkt der Reise und wird unvergessen bleiben.
Weiter geht unsere Reise hinauf in die Berge nach Munnar, wo uns vor dem Hotel ein typischer Kerala Empfang zu Teil wird. Trommler begrüßen uns mit Musik, wir bekommen Schals, Stirnzeichen, Blütenketten und Getränke zum Empfang. Hier oben ist das Klima kühler und daher angenehmer für uns.
Am nächsten Morgen warten Jeeps auf uns, die uns 2 Stunden quer durch riesige grüne Teeplantagen fahren. Wunderschön! In einer Teefabrik bekommen wir die Herstellung der verschiedenen Teesorten gezeigt. Natürlich kaufen wir dann auch Tee in verschiedensten Sorten ein.
Eine 90-minütige Ayurveda Massage verwöhnt jeden von uns, bevor wir einen Markt und eine Gewürzplantage besuchen. Nach dieser schönen Zeit in den grünen Bergen geht es, vorbei an schönen Wasserfällen, Kautschukplantagen und Reisfeldern, zurück nach Cochin.
In Alleppey erwartet uns eine gemütliche Fahrt mit dem eigenen Hausboot unserer Reisegesellschaft IPR auf den berühmten Backwaters, im Hinterland des Küstenbereichs, voller Seen, Flüssen und Mangroven.
Dabei werden wir kulinarisch bestens versorgt. Die indische Küche; scharfe Currys und das leckere Naanbrot lieben wir inzwischen alle. Wer möchte darf sogar in der Bootsküche beim Bananenausbacken für den Nachtisch mithelfen. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen.
Der nächste Tag hier in den Backwaters ist unser einziger freier Tag der Reise. Kein vorgeplantes Programm, endlich mal ausschlafen.
Viele von uns wollen zum Baden ans Meer fahren, aber leider spielt das Wetter nicht mit. Wir wissen jetzt was tropischer Regen bedeutet, ausgerechnet am freien Tag. Da gibt es eben nur einen kurzen Stopp am Meer und wir erholen uns im Hotel oder gehen shoppen auf dem lokalen Markt.
Typisch indische Waren einkaufen, das steht auch einige Male auf dem Programm. In verschiedenen landestypischen Fabriken haben wir Gelegenheit die Herstellung der Waren zu sehen und im Anschluss auch zu kaufen. So ergattern wir sehr erfreut (hier spreche ich mal aus der Sicht der Frauen) indischen Schmuck, indische Teppiche, vor allem typisch indische Seidenschals, Hemden oder Blusen zu erstaunlich günstigen Preisen.
Zurück in Cochin bewundern wir die berühmten chinesischen Fischernetze, besichtigen den Fischmarkt, den holländischen Palast, die Kirche in der Vasco da Gama beerdigt wurde, die Synagoge von Cochin und eine soziale kirchliche Frauenorganisation. Wir besuchen ein kleines Fischerdorf, in dem uns viel Handwerkliches zur Verarbeitung der Kokosnuss gezeigt wird. In der Kirche des heiligen Thomas, der das Christentum schon sehr früh im Jahre 50 n C. nach Indien brachte, feiern wir mit Ann Sophie Petry einen schönen Wortgottesdienst und bestaunen die Reliquie, einen Unterarmknochen des Heiligen.
Viel zu schnell müssen wir wieder unsere Koffer packen. Diese wunderschöne Reise ins mystische Indien geht leider zu Ende.
Es bleibt danke zu sagen, danke für die vielen wunderbaren Begegnungen mit den herzlichen Menschen Indiens, besonders der Familie von Pater Joby,
Danke an unseren lieben Reiseleiter Gaurav, der uns die kulturelle und spirituelle Vielfalt seines Landes in fundierter Weise und mit nettem Humor nahegebracht hat. Unvergessen bleibt die Gabe unseres täglichen Bechers Rum (mit oder ohne Cola) im Bus zur Vorbeugung gegen Magenverstimmung, Infekte oder Zahnschmerzen. Es hat auch bei den meisten gewirkt.
Danke an unsere aufmerksamen, umsichtigen Busfahrer und Bus-boys.
Danke an unsere wunderbare Gruppengemeinschaft. Obwohl wir uns vor Beginn der Reise zum großen Teil nicht kannten, haben wir uns prima als Gruppe zusammengefunden. So eine Reise verbindet enorm. Wir haben viel zusammen erlebt, einander geholfen, gelernt und gelacht. Hier denken wir besonders an die fröhlichen Abende in geselliger Runde auf den verschiedenen Hotel-Dachterrassen. Einmalig! Wir freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen beim Nachtreffen.
Vor allem aber Danke an unseren guten Pater Joby für die tolle Ausarbeitung und perfekte Organisation dieser Pilger- und Erlebnisreise mit IPR, ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen.
Namaste, incredible India, es war wirklich unglaublich schön.
Namaste, incredible India, es war wirklich unglaublich schön.