Heutzutage kann der christliche Glaube heftige Debatten auslösen. Dann wird schnell davon gesprochen, was Jesus eigentlich getan oder gesagt hätte. Und ebenso schnell wird geschlossen, dass dieses Handeln und Reden Jesu in den meisten Fällen dem Handeln und Reden „der Kirche“ widersprechen würde. Das gilt besonders für Fragen der Ökumene, dem Zölibat, der Sexualität.
Ich frage mich, woher so viele Leute so sicher wissen, wie Jesus angeblich eigentlich gehandelt hätte. Mit dem, was in der Bibel über Jesus steht, hat es nämlich oft wenig zu tun. Und die Bibel ist die am Besten dokumentierte Quelle über Jesus. Vieles, was Jesus gesagt oder getan hat, hat schon zu seiner Zeit Anstoß erregt und widerspricht auch unserem heutigen landläufigen Denken. So hat sich Jesus zum Beispiel eindeutig für die Unauflöslichkeit der Ehe ausgesprochen.
Jesus war eben nicht der harmlose Wanderprediger, der allen nur das gesagt hat, was sie gern hören wollen. Ein Blick in die Schrift wird das bestätigen. Selbst Petrus wird zurechtgewiesen. Aus Angst um Jesu Leben, will er ihn von seinem Weg der Hingabe für die Menschen abbringen. Doch Jesus entgegnet: „Weg mit dir Satan … du hast nicht im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen!“ Ziemlich heftig!
Wie leicht sind auch wir versucht, unseren Willen, unseren Vorteil und unsere Ängste mit dem Willen Gottes zu identifizieren? Der Apostel Paulus ermuntert uns, das alles hinter uns zu lassen und auf unkonventionelle Weise zu leben: „Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist.“
Und Gott meint es wirklich gut mit mir. Sein Wille für mein Leben ist immer das Beste. Darum ist Jesus gekommen, damit wir ein Leben in Fülle haben. Darauf kann ich mich verlassen.
Diakon Roger Uhrig