Am Dreieinigkeitssonntag (25./26.05.)
Trinitatis - Dreieinigkeitssonntag
Ich wollte eigentlich nur mein Telefongespräch zahlen, als ich damals vor der netten Kassiererin in der Küstenstadt Sousse (Tunesien) stand. Nach einer Knie OP hatte ich diesen Urlaub zur Rekonvaleszenz gebucht. Vor Ort stellte sich heraus, dass es gar nicht weit von meinem Hotel entfernt eine katholische Kirche gab. Inzwischen ohne Krücken, ging ich jeden Abend dorthin und fand tatsächlich eine Heilige Messe auf Französisch. Mitten in diesem muslimischen Land gab es ein besseres Gottesdienstangebot als bei mir zu Hause.
Auf dem Rückweg stoppte ich diesmal bei dem schlichten Flachbau mit Telefonkabinen. Wie ich denn in diese Ecke komme und warum ich nicht in einem der Läden am Strand telefoniere, fragt sie. Ich komme vom Gottesdienst, antworte ich. Dann bin ich wohl Christ? Ja. Das ist Unsinn! Es gibt nur einen Gott und nicht drei.
Ziemlich durchgeschwitzt, fast nur auf einem Bein stehend, versuchte ich mit meinem löchrigen Französisch zu erklären, dass es bei Einheit um Einigkeit geht. Ein einsamer Gott, der völlig beziehungslos und alleine ist, ist langweilig. Aber ein Gott, der in sich selbst eine ideale Beziehung lebt, und zu uns Menschen eine Beziehung aufbaut, der ist spannend! Wir Christen haben einen sozialen Gott. Unser Gott ist Einer, weil er perfekte Gemeinschaft ist: ohne Argwohn, ohne Angst, voller Liebe. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind Einer, weil sie in Liebe geeint sind. Und ja: ich glaube an den dreieinen Gott.
Sie schaut mich an und nimmt das Geld entgegen. Überzeugt habe ich sie nicht, aber jedes Jahr am Dreifaltigkeits- bzw. Dreieinigkeitssonntag denke ich an ihr hübsches Gesicht. Wir haben unseren Glauben, und wir stehen alle vor dem großen Geheimnis, das wir Gott nennen: Muslime und Christen. Wir beschreiben unsere Gottesbilder, aber das Geheimnis bleibt größer. So wird es auch an diesem Sonntag der Dreieinigkeit sein.