Damals im Kapellchen
Das Kapellchen in der Gießener Straße in Gladenbach geht heutzutage ein bisschen im Alltag unter, liegt es zwar an der Hauptstraße aber doch etwas unterhalb und versteckt…
War es doch für viele Geflüchtete und Heimatvertriebene Katholiken ab 1945/46 eine neue religiöse Heimat in der ‚reformierten’ Fremde und das bis zum Umzug nach Maria Königin zum 1.Advent am 01.12.1956. Die Geschichte des Christentum bzw. katholischen Lebens nach der Reformation im Hinterland ist natürlich etwas länger und am 25.10. führte uns unser Gemeindemitglied Stefan Runzheimer (seines Zeichens auch Vorsitzender des Heimat- und Museumsverein „Amt Blankenstein e.V.“ Gladenbach) flüssig und kurzweilig von Bonifatius und der Donareiche bis zur heutigen Zeit. Eine intensive Vorarbeit, das wälzen von verstaubten Akten im Diözessan-Archiv aber auch und vor allem der Austausch mit ‚Zeitzeugen‘ waren dabei wichtige Quellen!
So konnte berichtet werden, dass die Baugeschichte (vor allem die Spendensammlung) der ‚Josephskapelle‘ sich über einen längeren Zeitraum zog und der damalige Pfarrer Brühl viel intensive Arbeit für den Bau des zweiten kath. Kirchengebäudes in seiner Pfarrei nach St. Elisabeth in Biedenkopf aufbringen musste. Die damalige Pfarrei verlief in ähnlichen Grenzen wie die heutige ‚Pfarrei St. Elisabeth an Lahn und Eder‘ wobei Pfr. Brühl sogar fleißig zu Fuß von Biedenkopf über Bistums-, Kreis- bzw. Landesgrenzen auch Katholiken in Frankenberg, Laasphe und auch gen Lohra betreute, da wurde teilweise Mitternachts aufgestanden und losgegangen um ‚pünktlich’ eine Messe z.B. in Gladenbach zu halten. Als dann endlich am 08.10.1895 die Josephskapelle gesegnet wurde konnte noch am gleichen Tag eine Trauung zelebriert werden. Über längere Zeit war die Gemeinde vor Ort überschaubar, aber die Gottesdienste mussten nun nicht mehr in Wirtsstuben oder (schlechten) provisorischen Räumen gehalten werden, dies ging dann einige Zeit so weiter. Die Kriegszeiten 1939-45 brachten nun für den damaligen Pfarrer Groll wieder andere Herausforderungen (wobei dieser wenigstens ein Auto für die weiten Wege hatte) und ab 1945 wurde der Platz für Pfarrer Pleier‘s (sein Unterstützer) deutlich gewachsene Gemeinde zu eng, was dank der evangelischen ‚Geschwister‘ mit einer simultanen Nutzung der Martinskirche bis zur Fertigstellung von Maria Königin kompensiert werden konnte. Zwischenzeitlich wurde die Josphskapelle dann auch noch der Heiligen Familie umgewidmet und in den 1960ziger Jahren wurde sie letzten Endes in private Hand abgegeben.
Alles in allem hatten die über 60 begeisterten und interessierten Zuhörer nach den Informationen und teilweise neuen Erkenntnissen noch Gesprächsbedarf und Stefan Runzheimer beantwortete nach Kaffee und Kuchen diese oder erläuterte noch einige Sachverhalte.
Trotz allem gibt es noch viel zu lesen, erarbeiten und zu erzählen, einmal um unser Kapellchen aber auch unsere Pfarrei und Stefan Runzheimer freut sich dabei um interessierte Unterstützer!
Johannes Schmalz